Polstermöbel zum doppelten Preis
Ich erhielt eine Mail mit einer Betreffzeile, die wohl selten jemand so formuliert. Meine Leserin Anne Berlin (Name anonymisiert) tat es:
Betreff: Ich werde wohl nie schlau!
Ich wollte mir nach 25 Jahren neue Polstermöbel zulegen und habe mir, um alles richtig zu machen, Ihr Buch Clever Möbel kaufen gekauft. Gut gewappnet bin ich dann durch die Möbelhäuser gezogen. Immerhin hatte ich mich schließlich und endlich für ein Modell von Gepade Polstermöbel entschieden. Aus Kostengründen hatte ich mich schon mehr oder weniger für Mikrofaser entschieden, habe aber dann mit Schrecken festgestellt, dass dort, wo wir uns hingesetzt hatten, unsere Pos in allen Einzelheiten abgemalt waren. Also sollte es doch Leder sein.
Die Preissammelei ging von vorne los, immerhin sollten jetzt rund 2.000,00 € mehr bezahlt werden. Irgendwann habe ich dann die Lust verloren und mich einige Wochen nicht mehr um das Thema gekümmert.
Dann passierte vor 2 Wochen das, was ich vermeiden wollte: Bei einem „Bedürfnisweckungsbummel“ mit meinem Lebensgefährten kamen wir an einem Laden vorbei, der ausschließlich Sofas anbietet. Wir sahen uns die Garnituren von Nahem an und fanden ein Modell, das uns beiden ganz gut gefiel. Letztendlich wurde innerhalb von 10 Minuten (wie man nur so dumm sein kann!) von mir der Kaufvertrag unterschrieben, obwohl ich stutzig wurde, als der Verkäufer sofort den von mir (nach Ihren Regeln) vorgegebenen Betrag akzeptierte.
Der nächste Knackpunkt kam an der Kasse. Ich sollte bei einem Preis von 1.500,00 € eine Anzahlung von 600,00 € leisten. Das habe ich nicht getan, sondern lediglich 300,00 € gezahlt. Zuhause habe ich mir dann die Firma im Internet herausgesucht und bin über seitenweise Kommentare sowohl von Verbrauchern als auch von Verbraucherzentralen gestolpert, die dringend von einem Kauf bei dieser Firma warnen.
Ich rief am nächsten Tag sofort in der Filiale an, um den Verkäufer zu sprechen. Den durfte ich nicht sprechen, weil „Verkäufer nach Kaufabschluss nichts mehr mit dem Kunden zu tun haben“. Auch den Namen wollte man mir nicht nennen. Daraufhin wollte ich vom Kaufvertrag zurücktreten. Das ginge nur, wenn ich 30% der Gesamtkaufsumme als Abfindung zahlen würde.
Mein Anwalt meinte, dass wir abwarten sollten, bis das Teil da ist und dann sehen, ob alles ordnungsgemäß ist. Nur, jetzt ist folgendes passiert:
Am Samstag lag unserer Zeitung ein Flyer bei, wo mein Sofa 750,00 € kostet. Es ist abgebildet und hat den gleichen Namen. Also würde ich ja besser stehen, wenn ich vom Vertrag zurücktrete, also 30% = 450,00 € Strafe zahle und das Sofa für einen Preis von 750,00 € neu bestelle.
Am kommenden Samstag kann ich dort wieder aufkreuzen. Wie verhalte ich mich am besten und habe ich überhaupt eine Chance? Es wäre sehr nett, wenn Sie mir noch vor meinem Auftritt dort einen Tipp geben könnten, vielleicht ist ja noch was zu retten. Vielen Dank vorab und schöne Grüße Anne Berlin.
Ich muss gestehen, eine bessere Idee zur Lösung dieses Falles ist mir nicht gekommen. Ich schrieb:
„Hallo Frau Berlin, Ihren Gedanken, den Rücktritt vom Kaufvertrag zu erklären, die Stornoabfindung zu zahlen und dann neu zu kaufen, finde ich richtig. Mir fällt Besseres leider auch nicht ein. Im Übrigen ist die Sache eine Rechtsfrage. Zur Rechtsberatung bin leider nicht befugt. Aber Sie haben ja bereits einen Anwalt. Beste Grüße.“
Hinweis: Ich führe keine Rechtsberatung durch. Ich gebe hier nur meine Sicht der Dinge wieder.