Möbelpreise auf Verbrauchermessen
Ich brauche eigentlich keinen Messekalender, denn ich bemerke es auf meinem PC, wann eine Verbrauchermesse stattfindet: In schöner Regelmäßigkeit schwillt dann die Zahl der E-Mails an. Wenn nämlich bei den Messebesuchern nach der Lust der Frust aufkommt, recherchieren sie im Internet, finden mich und schreiben mir. So auch Hans Jung (Namen und Firmen sind anonymisiert):
Betreff: Messepreise
Guten Tag Herr Günther, ich habe kurzerhand Ihr Buch erworben und interessiert gelesen. Denn ich war am vergangenen Wochenende auf einer Messe, wo unter anderem auch Polstermöbel zu kaufen waren. Gefallen hatten mir Stücke von LL, ich hoffe das sagt Ihnen etwas, ich habe von dieser Firma vorher noch nichts gehört.
Es handelte sich um ein Ledersofa (3-Sitzer), wo man 2 getrennte Sitzflächen automatisch per Knopfdruck in „fast“ Liegeposition fahren kann. Erst solle es 4.500,00 € kosten, dann kam aber der Chef der LL Messetruppe und rechnete mit seinem Taschenrechner einen Preis von 3.500,00 € aus. Ferner wollte er eine Anzahlung haben. Ist solch ein hoher Rabatt seriös? Ich kann den Preis ja leider nicht vergleichen, da es ja keine „Marke“ ist.
Als zweites gefiel mir ein Ledersofa einer kleineren Handelsfirma. Angeblich alles per Hand gefertigt. Gezeigt wurden Bilder aus einer kleinen Werkstatt in Italien. Es war auch ein 3-Sitzer in sehr dickem Leder dabei, angeblich Stierleder. Ziemlich viele Sachen an diesem Sofa können auf Wunsch geändert werden. Unter anderem zusätzliche Kopfpolster, auch die Höhe und die Breite. Und das Beste: Alles ist im genannten Preis drin, selbst wenn man sich die kommenden Tage noch meldet und das Sofa doch 50 cm breiter haben möchte. Das wurde auch alles live am Telefon auf italienisch abgeklärt. Seriös?
Erst sollte es 6.500,00 € kosten, später dann noch 5.700,00 €. Bezahlen muss ich erst nach Lieferung. Aber dann auch sofort einen Auftrag unterschreiben, genau wie bei LL.
Ich habe weder hier noch dort unterschrieben. Gott sei Dank, wie ich nach der Lektüre Ihres Ratgebers festgestellt habe. Mich hatte schon von Anfang an gestört, dass ich keinen Preisvergleich machen kann! Aber was kann ich tun?
TV-Möbelexperte Heinz G. Günther warnt:
"90,6% aller Möbelkäufer:innen zahlen zu viel, weil Sie diese 9 Tricks der Händler nicht kennen." Mehr erfahren...
Ich schrieb zurück:
"Hallo Herr Jung, Sie haben es richtig gemacht. Wenn man keine Preise vergleichen kann, ist man auf der Verliererseite. Nach meinen Erfahrungen schrauben die Messeanbieter ihre Anfangspreise durchweg so hoch, dass sie mächtig runter rechnen können, ohne ihren Reibach allzu sehr zu schmälern. Zudem holt er den Rabatt wieder rein, wenn jemand zum Anfangspreis kauft – und das dürften nicht wenige sein. Ihre Frage nach der Seriosität brauche ich jetzt wohl nicht mehr zu beantworten.
Ledersofas mit technischen Funktionen werden von zahlreichen Herstellern produziert. Ich würde zunächst im stationären Handel und im Internet danach suchen. Wenn mir ein Modell gefällt, würde ich nicht nur auf den Preis sehen, sondern die Stücke auf ihre Qualität hin testen, so wie ich es im Ratgeber Clever Möbel kaufen beschrieben habe. Auf diese Weise verschaffe ich mir eine prima Marktübersicht.
Anschließend kann ich ja nochmals die Messeanbieter aufsuchen und mit meinem neuen Preisgefühl das Spiel mit ihnen spielen. LL und der Italiener sind auf fast jeder Verbrauchermesse zu finden."