Möbel-Test-Käufer für den TÜV: Rabatt als Lohn?

Ich muss zugeben, die Werbeidee ist pfiffig. Da wendet sich nämlich ein namhaftes Möbelhaus per Prospekt an die Öffentlichkeit und verkündet sinngemäß:

Heinz G. GüntherOlaf GüntherDie Autoren: Die Möbel-Experten Heinz G. und Olaf Günther, bekannt aus über 30 TV-Reportagen in RTL, SAT1 und ARD.

„Ihre Meinung zählt. Werden Sie Möbel-Test-Käufer für den TÜV! Unser Haus bewirbt sich beim TÜV Süd um das begehrte Zertifikat für höchste Kundenzufriedenheit.

Dazu suchen wir 5.000 Test-Käufer, die lediglich einen vom TÜV entwickelten Fragebogen ausfüllen sollen. Als Gegenleistung für ihre Mühe erhalten alle Test-Käufer bei ihren Einkäufen absolute Ausnahmekonditionen.“

Und dann kommt es: „25% auf alle Möbel-Neubestellungen, 50% auf alle neu geplanten Küchen.“

Das Prozedere ist ganz einfach: „Melden Sie sich vor dem Einkauf als Möbel-Test-Käufer an. Sichern Sie sich Ihre exklusiven Testerkonditionen. Füllen Sie nach Lieferung den Fragebogen aus und schicken Sie ihn an uns zurück.“

Eine meiner Leserinnen fragte mich: „Kann man so etwas für voll nehmen? Oder lässt man lieber die Finger davon?“

Zunächst einmal: Ein Zertifikat des TÜV Süd München für Kundenzufriedenheit gibt es tatsächlich. Unternehmen, die es erwerben wollen, müssen sich aber nicht nur strengen Prüfkriterien unterwerfen, sondern haben auch noch hohe Gebühren zu berappen. Wie hoch diese sind, wollte man mir nicht sagen. Zur TÜV-Prüfung gehören auch die von Kunden auszufüllenden Fragebogen, die in ausreichend hoher Anzahl mit auswertbaren Antworten vorliegen müssen. Hier also 5.000 Stück.

Na dann rechnen wir mal damit: 5.000 Möbelkäufe zu einem durchschnittlichen Preis von 2.000,00 € führen zu einer Kaufsumme von insgesamt 10 Mio. €. Wenn der Händler bei allen Verkäufen nur den niedrigsten Rabatt von 25% gibt, reduziert sich die Kaufsumme auf 7,5 Mio. €. Wareneinkauf, Fixkosten, Steuern und Versicherungen könnten ihn vielleicht 6,5 Mio. € kosten (Übrigens: Wie der Möbelhandel kalkuliert, können Sie nachlesen im Ratgeber Clever Möbel kaufen) Schließlich kommen dazu noch die Zertifizierungsgebühren des TÜV Süd.

Das ganze sieht nach Nullsummenspiel aus, wenn es nicht gar ein Minusgeschäft wird. So dumm wird der Möbler wohl nicht sein. Vielmehr wendet er den alten Rabatttrick an und knallt die Prozente vorher auf den Preis drauf. Dann hat er nach der Aktion mindestens 2,5 Mio. € im Sack. Und das TÜV-Zertifikat hat der möglicherweise oben drein. Bereits in der Zertifizierungsphase hat er also prima Geld gemacht. Und was für ihn die Urkunde künftig wert ist, muss sich erweisen.

Meine Leserin habe ich dringend gebeten, auch in diesem Fall nicht von der Strategie des cleveren 5-Schritte-Möbel-Deals abzulassen.

Heinz G. GüntherAbzocke beim Möbelkauf

TV-Möbelexperte Heinz G. Günther warnt:

"90,6% aller Möbelkäufer:innen zahlen zu viel, weil Sie diese 9 Tricks der Händler nicht kennen." Mehr erfahren...


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