Möbelpreise: Skandal, Sauerei …
Die Österreicher(innen), die ich kenne, sind durchweg höflich, charmant und immer zu einem Schmäh aufgelegt. Auch Thomas Hrdlicka (Name geändert) ist so einer. Doch neulich war er sauer. Mit einer E-Mail an mich ließ er Dampf ab:
„Hallo Herr Günther, anbei eine kleine Story, die ich gerade heute bei XXXLutz erlebt habe. Zu Mittag war ich in der Filiale Bludenz und entdeckte einen ‚Elefanten-Stuhl‘ in der Teppichabteilung.
Er war mit 189,00 € angeschrieben, hatte jedoch eine kleine Beschädigung. Ich fragte nach, ob er deswegen billiger zu haben sei. Der Verkäufer meinte 160,00 €. Ich sagte, für 140,00 € nehme ich ihn mit. Der Verkäufer: 150,00 €. Ok, habe ihn gekauft.
Gegen Abend ging ich in eine andere Filiale (Hard), ca. 40 km Entfernung. Dort war derselbe Stuhl mit 219,00 € ausgepreist! Ich dachte immer, Lutz hat überall die gleichen Möbelpreise. Das ist doch ein Skandal! Vielleicht können Sie die kleine Story ja für Ihren Newsletter mal gebrauchen…“
Zwei Tage später kam erneut eine E-Mail:
„Hallo nochmals, ich war heute schon wieder bei zwei CarryHome-Lutz-Filialen. Der Grund: Mich interessierte die Verarbeitung eines per Werbeprospekt für 210,00 € angepriesenen Teetischchens. Es gibt insgesamt drei Filialen in unserem Bundesland. Lediglich eine hatte den Tisch ausgestellt und mit 252,00 € (!) angeschrieben. Auf meine Nachfrage unter Erwähnung des Prospektes meinte die Verkäuferin nur: ‚Na dann zählt der Prospektpreis.‘ Einfach eine Sauerei…“
Ich finde, mein Leser hat den Preis-Wirrwarr bei Möbeln treffend geschildert. Dabei hatte er ausschließlich in den Lutz-Häusern herumgesucht. Wäre er auch noch zur Konkurrenz gegangen, hätte ich wahrscheinlich noch deftigere Kraftausdrücke zu lesen bekommen.
Außerdem ging es in seinem Fall nur um Kleinmöbel und um relativ geringe Beträge. Wenn man an größere Beschaffungen denkt, kann einem direkt mulmig werden.
Aber Thomas schreckt das alles nicht mehr. Er beschafft künftig seine Möbel im 5-Schritte-Möbeldeal, siehe Clever Möbel kaufen.
Wenn ihm das viele nachmachen, werden es bald die österreichischen Möbler sein, die da fluchen: Skandal, Sauerei. Die halten nämlich nichts von „Preismitgestaltung“, sondern nur von Preisdiktat.
Das Preisdiktat ist natürlich keine rein österreichische Spezialität. Die deutschen Möbler sind darin mindestens genauso gut. Originalton des Geschäftsführers eines großen SB-Möbel-Markts im Raum Frankfurt: „Bei den Mitnahmepreisen hat Handeln keinen Sinn. Wer das nicht einsieht, muss eben wieder gehen.“
Na dann gehen wir eben wieder. Denn wir wissen: Es gibt kein industriell hergestelltes Möbelstück, das nicht irgendwo und irgendwann noch günstiger zu haben ist. Wo das ist, finden wir heraus.