Räumungsverkauf: Erfahrungen eines Möbelhändlers
Dass auch zahlreiche Möbelhändler meine Newsletter lesen, war mir schon immer bewusst. Wenn anschließend aus dieser Ecke Feedback kam, waren es meistens wüste Beschimpfungen. Jetzt aber hat sich einer ganz anders geoutet. Lesen Sie doch mal und werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen der Branche.
Betreff: Ratlos nach Möbel Räumungsverkauf
Wir hatten zwar keine unliebsame Erfahrung mit Möbelhäusern, weil wir selbst eines sind, dafür aber mit einer Firma, die im Mai 2003 eine Räumung bei uns durchführte. Wie die Räumungen „abgehen“, haben Sie ja als Experte auch in dem Bericht über „Räumungsverkäufe“, den RTL im letzten Herbst ausstrahlte, kommentiert. Dem kann ich nur zustimmen. Aber vielleicht alles der Reihe nach.
Unser traditionsreiches Möbelhaus, 1930 als Sattler- und Polsterbetrieb gegründet, haben wir leider im letzten Jahr aus Altersgründen der Firmeninhaberin und auch infolge der wirtschaftlichen Situation aufgeben müssen. Als Schwiegersohn war ich dort als Filialleiter beschäftigt. Eine Übernahme ließ die Standortpolitik leider nicht mehr zu und hätte auch ein völlig neues Konzept mit hoher Investition erfordert. Wie die Antwort der Banken dazu ist, brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen. Aber dies nur am Rande.
Da wir nun keinerlei Erfahrungen mit Räumungsverkäufen hatten, beauftragten wir einen Räumer mit der Durchführung. Im Prinzip verlief die Räumung für uns leider nicht befriedigend, da Großartikel wie Wohnzimmerschränke und auch Schlafzimmer, die den Großteil des Gesamtwarenwertes eigentlich ausmachen, zum Teil stehen blieben. Die Rechnung, so wie sich das der Räumer aus Erfahrungen mit Häusern in den Altbundesländern dachte, dass in der letzten Woche der größte Kundenansturm sei, ging quasi nicht auf.
Die Endkunden sind gerade hier im Osten sehr sensibel und fühlten sich mit der Preistreiberei verschaukelt. Diese bescherte uns dann am Ende, dass Ware zu 50% in der Wohn-, und zu 30% in der Schlafzimmerabteilung stehen blieb. Der Kommentar des Räumers („Ich mache im Osten nie wieder eine Räumung!“) bestätigte uns seinen Misserfolg. Er schob natürlich alle Schuld von sich und behauptete, es sei die falsche Ware.
Dem ist aber nicht so, wie ich bei meiner derzeitigen Jobsuche in Möbelhäusern in den Altbundesländern feststelle. Es sind sehr konsumige und gängige Artikel, die andere Möbelhäuser auch führen. Was aber nicht stimmte war eben der Preis, welcher viel zu hoch angesetzt war. Hinweise von mir, dass die Preise weiter abgesenkt werden müssen, wurden nicht angenommen. Wir sahen die Sache so: Lieber auf einige Prozente mehr verzichten, als wenn die Ware stehen bleibt und man jetzt nur 10% vom EK-Wert bekommt. Das ist doch ein Witz, aber das interessiert die Räumungsabzocker ja nicht! Die haben ihr Geld verdient, und Tschüss…
Zum Glück konnten wir einige Artikel auch nach der Räumung noch veräußern, jedoch wurde dies just nach einer Woche, nachdem wir ein gerichtliches Mahnschreiben erhielten (Die Konkurrenz schläft eben doch nicht!), beendet. Den Großteil der Restware konnten wir dann vorerst in eine Möbel-Aktionshalle in Kommission geben, obwohl es nicht die Ware dafür ist, denn es handelt sich bei einigen Artikeln auch um wertigere Markenware von Firmen wie Hartmann Möbel, Disselkamp Schlafzimmer, Decker Möbel usw.
Aber es war die einzige Möglichkeit für uns, da wir eingemietet waren und zum 30.09.2003 alles beräumen mussten. Leider verläuft der Absatz wegen der wirtschaftlichen Situation bei diesem Händler trotz knallharter Kalkulation auch nicht besser und wir haben große Sorgen, wenn dieser mal Insolvenz anmelden muss. Bis jetzt ist es zwar noch nicht so weit, aber er hat finanzielle Probleme. Wohin dann wieder mit den Möbeln? Die werden ja auch nicht besser von dem vielen Transport. Die Ware ist übrigens Top, also trotz Ausstellungsware ohne Mängel. Da wir ein nicht allzu großes Haus waren (1.000 qm), haben wir viel Wert auf Sauberkeit und den Umgang mit der ausgestellten Ware gelegt, anders wie bei Möbel Höffner & Co.!
In Ihrem letzten Newsletter erwähnen Sie nun auch den Möbelkauf per Internet. Meine Frage an Sie deshalb: Kennen Sie noch andere Möglichkeiten als eBay, wo und wie man die Restware bestmöglich an den Mann oder Frau bringt? Es ist ja zum Teil erschreckend, wie bei eBay Neuware verschleudert wird. Da war z.B. im Dezember ein Wohnzimmerschrank von Gwinner Möbel dabei: Angeboten aus einer Räumung stand dieser am letzten Tag immer noch für 1,00 € drin. Dieser Schrank kostete ja schon im EK 2.230,00 €. Es ist schon unfassbar, was da abgeht und was Händler aus Verzweiflung dazu treibt.
Vielleicht kennen Sie ja zufällig Händler oder Adressen, die solche Restware suchen. Für ihre Aufmerksamkeit bedanke ich mich sehr und würde mich über eine Antwort von Ihnen freuen.
Bei so viel Offenheit konnte ich einen Rat für nicht zurück halten. Ich schrieb:
„Vielen Dank für Ihren Situationsbericht. Ich würde die Restware nicht in Kommission geben und darauf warten, dass sie irgendwann verkauft wird. Hier zwei Händler, die Ihnen sofort Bares geben: Euro Möbel Prozenter und KVW GmbH.“
TV-Möbelexperte Heinz G. Günther warnt:
"90,6% aller Möbelkäufer:innen zahlen zu viel, weil Sie diese 9 Tricks der Händler nicht kennen." Mehr erfahren...