Möbelverkäufer: Gedanken sind frei

Wer hätte es sich nicht schon einmal gewünscht, in den Gedanken des anderen zu lesen. Auch beim Möbelkauf?

Heinz G. GüntherOlaf GüntherDie Autoren: Die Möbel-Experten Heinz G. und Olaf Günther, bekannt aus über 30 TV-Reportagen in RTL, SAT1 und ARD.

Wenn Sie wüssten, was in dem Einrichtungsberater vorgeht, mit dem Sie sich gerade in einem Möbelhaus unterhalten: Sie kämen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Leider oder gut so, Gedankenleser sind wir nicht. Aber es gibt ein gängiges Grundmuster, in dem die Möbelverkäuferinnen und -verkäufer denken. Ich kenne es, weil ich selbst einmal so gedacht und diese Gedanken mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht habe. Sogar schriftliche Darlegungen solch innerer Eruptionen liegen mir vor.

Ich will Ihnen das Gedankenmuster verraten und lasse einen Einrichtungsberater – unhörbar für andere – zu sich selbst sprechen.

Es ist ein Tag wie jeder andere in einem großen Möbelhaus. Eine elegante Dame schlendert durch die Polstermöbelabteilung. Unser Möbelverkäufer macht sich an sie heran. Freundlich lächelnd, verwickelt er sie in ein langes Verkaufsgespräch. Sie findet ihn nett, doch wie es drinnen aussieht…

„Ha, ich hab’s doch geahnt: Natürlich willst du erst noch einmal nachmessen. Warum sagst du nicht offen, dass du anderswo gucken willst, ob du das Ding billiger kriegst? Warum denn sonst willst du wissen, wer der Hersteller der Polstergarnitur ist? Natürlich hab ich dir gesagt: ‚Weiß ich nicht‘. Schau ruhig auf die Preislisten. Da siehst du nichts. Eine ist wie die andere. Firmenlogos haben wir schon lange entfernt.

Den Hauptkatalog werde ich dir nicht bringen. Die Maße, die du haben willst, schreibe ich dir im Büro auf. Ich bin doch nicht blöd. Die Artikelnummer? Gut, die schreibe ich dir auch auf. Damit wirst du nämlich nichts anfangen können. Die sind intern. Andere Händler haben andere und kennen unsere nicht.

Stoffmuster willst du sehen? Meinst du, ich merke nicht, wo der Hase läuft? Es ist doch offensichtlich, dass dir der Stoff gefällt. Tu doch nicht so. Du könntest dir abstrakt ja gar nicht vorstellen, wie die Garnitur mit einem anderen Bezug aussieht. Dazu fehlt sogar mir die Phantasie. Aber ich bringe dir die Lappen, die wir für diesen Zweck haben. Sie sind alle ‚gereinigt‘.

Kritzle ruhig den Modellnamen auch noch auf meinen Zettel. Das wird dir nicht helfen. Es ist nämlich nicht die Modellbezeichnung vom Werk. Den Namen hat der Chef erfunden.“

„Ja, schönen Tag auch. Ich werde mich freuen, Sie wieder zu sehen“, sagt er jetzt laut und verbeugt sich leicht.

„Geh nur. Geh du nur die Preise vergleichen. Ob du die gleiche Garnitur bei der Konkurrenz entdeckst, bezweifle ich. Der hat sie zwar, aber der mauert genauso wie wir.

Vielleicht bist du ja so clever und findest sie. Für den Fall hat sich der Chef mit den beiden Möbelriesen in der Gegend abgesprochen. Aggressiven Preiskampf gegeneinander gibt es nicht mehr. Die Preise unterscheiden sich nur in ein paar lächerlichen Euro. Aber eine Menge Sprit und Zeit wirst du verplempern.“

Olaf GüntherInflation: Preisschock auch bei Möbeln

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Nach zwei Tagen erscheint die Kundin wieder. Lächelnd begrüßt sie der Verkäufer.

„Ach, da ist sie ja. Jetzt bin ich aber gespannt!“

„Sie wollen die Garnitur jetzt bestellen? Fein. Das ist eine kluge Entscheidung. Gratuliere…“, schwadroniert er. Und auf ihre etwas klägliche Frage antwortet er forsch: „Tut mir leid. Am Preis ist leider nichts zu machen.“

„Wusste ich’s doch. Du hast nur Sprit verfahren. Geschieht dir recht. Feilschen willst du? Jetzt nicht mehr. Du bist doch schon weich geklopft. Dann zahl nur schön.

Von einem anderen Stoff sagste nix mehr. Ist mir klar. Na, dann wollen wir dir mal auch noch unsere Lieferpauschale aufbrummen. Und eine deftige Anzahlung. Mit den 50% kann unser Chef acht Wochen lang arbeiten. So lange dauert es nämlich, bis wir liefern. Vorher schon kriege ich meine schöne Provision. Ich hab ja nix vom Preis nachgelassen. Voller Listenpreis plus Zufuhrkosten. Super, so macht das Verkaufen Spaß!“

Beim Schreiben des Kaufvertrages lächelt er vor sich hin. Kurz empfindet er sogar so etwas wie Dankbarkeit, als er die Kundin zum Abschied zur Tür begleitet. Doch noch während er ihr die Hand reicht, verfällt er ins Grübeln:

„Puh … leider passiert das so selten. Jeder Zweite meint doch, er muss unbedingt am Preis drehen. Manchmal werden sie sogar frech und sagen: ‚Dann bleiben Sie eben auf Ihren Möbeln sitzen‘.

Oft komme ich mir vor wie ein Hampelmann. Wie vorhin beim Funktionsschreibtisch Mikro. Der kostet 298,00 €. Sagt doch der Kunde, der Tisch kann wohl nix taugen. Beim berühmten großen Möbler im Internet koste er 449,00 €. Unser Tisch sehe zwar genauso aus, es müsse sich aber um Murks handeln. Der nahm mir einfach nicht ab, dass es der gleiche Tisch ist. Dabei weiß ich es genau und zeigte ihm sogar die Artikelnummer des Herstellers, die auch im Internet steht. Aber der Kunde pflaumte mich nur an und brummte so was wie Beschiss.

Natürlich hab ich ihm nicht gesagt, dass der Tisch in der Tat nicht viel wert ist. 449,00 € schon gar nicht. 298,00 € geht gerade noch. Aber der Kunde hatte so oder so den Glauben verloren. Ich übrigens manchmal auch.“

Ja, liebe Leserinnen und Leser, das hört sich wie ein Stoßseufzer an. Der arme Möbelverkäufer. Wie ist er doch hin und her gerissen. Wir als clevere Möbelkäufer sind es keinesfalls.

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