Furnierte Möbel: Echtholz und pure Natur?
Um den Sinn meiner Frage besser verständlich zu machen, möchte ich zunächst beispielhaft ein anderes Naturprodukt heranziehen, das für den Möbelbau ebenfalls große Bedeutung hat: Das Leder.
Es gab Zeiten, da konnten die Verbraucher oft nicht unterscheiden, ob zum Beispiel die Schuhe, Kleidungsstücke und Lederpolster wirklich aus echtem Leder gearbeitet worden waren, oder ob es sich nur um Kunstleder oder um ein anderes Imitat handelte.
Schließlich boten Industrie und Handel dem Kunden Sicherheit durch ein Siegel. Es ist das inzwischen wohl bestens bekannte Piktogramm eines Lederlappens mit sechs Ausfransungen und den Worten Echt Leder.
Man verlässt sich heute darauf. Dabei ist durchaus bekannt, dass echtes Leder keineswegs ein Material aus purer Natur ist. Denn bis eine Tierhaut zu Leder wird, muss eine Menge Chemie her.
Und damit zum Furnier. Auch dieses ist echt. Man darf es nur nicht, wie es viele Möbelkäufer aus Unwissenheit tun, mit Massivholz verwechseln. Letzteres ist Holz durch und durch.
Furnier dagegen ist echtes Holz dünn wie ein Blatt, je nach Holzart etwa 0,3 bis 6 mm stark. Man gewinnt die Furnierblätter, indem man sie durch Sägen, Messern oder Schälen von einem Baumstamm abtrennt. Klar, dass man mit diesen Holzblättern allein keine Möbel bauen kann. Sie müssen zuvor auf Trägerplatten aufgebracht werden. Was es damit auf sich hat, möchte ich zum Schluss beleuchten.
Zuvor jedoch: Wenn man Echtes auf Trägerplatten auftragen kann, gelingt das mit Unechtem ebenfalls. Und genau das ist der Punkt, bei dem der Möbelkäufer meistens nicht erkennen kann, ob die Oberfläche echtes Holz (Furnier) oder eine Nachbildung aus Kunststoff oder Papier ist.
Vielen Möbelherstellern und -händlern ist aufgegangen, dass es für sie letztlich verkaufsfördernd ist, wenn sie die Kunden in dieser Frage nicht im Unklaren lassen. Sie versichern, dass die Möbeloberfläche echt ist, indem sie die Möbel mit einem Gütesiegel versehen, das die Worte „Das Beste vom Holz – Furnier“ trägt. Das Siegel herausgebracht hat die IFN (Initiative Furnier + Natur e.V.) – furnierte Möbel.
Über 30 namhafte Zulieferer in ganz Europa machen inzwischen bei diesem Siegel mit. Das sind aber bei weitem nicht alle deutschen Player auf diesem Gebiet. Und zudem werden aus aller Welt Möbel nach Deutschland gekarrt. Bekannt und verlässlich wie das Ledersiegel ist das Furniersiegel also noch lange nicht.
Man muss als Möbelkäufer nach wie vor aufpassen und die Möbeloberflächen testen. Wie das geht, haben wir ausführlich in Clever Möbel kaufen beschrieben.
Wie oben angekündigt, komme ich nun zum Punkt Trägermaterial und Furnier. Trägermaterialien für Furnier können sein Spanplatten, MDF Platten (mitteldichte Faserplatten), Multiplexplatten und Sperrholz. Inzwischen ist auch die Wabenplatte (Leichtbauplatte) dazu gekommen.
Furnier haftet auf den Trägern aber nicht ohne Chemie. Und die Träger selbst gibt es auch nicht ohne Chemie. Also: Furnierte Möbel sind zwar aus Echtholz, aber keineswegs pure Natur.